Der Humanistische Freidenkerbund Havelland e.V. feiert sein 30. Gründungsjubiläum. Dazu sind zum 8.11.19 Mitglieder und Gäste zu einem Fest in Nauen eingeladen.  

 

Am 14. Oktober 1989 haben sich Menschen verschiedenen Alters in Nauen zusammen gefunden, um eine freie Vereinigung zu gründen, die freigeistige und humanistische Welt- und Lebensanschauungen pflegt und im Sinne einer tätigen Humanität praktisch wirken will. Am 10. April 1990 wurden wir ins Vereinsregister beim Amtsgericht eingetragen und am 8. Juli 1991 als gemeinnützig anerkannt. Wir streben nun die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes an – gemeinsam mit unserem HVD-Landesverband Berlin-Brandenburg, der diese Körperschaftsrechte vor kurzem verliehen bekommen hat.

In der sog. Wende wollten wir uns – außerhalb der Kirchen – an der Demokratisierung der Gesellschaft, an mehr Offenheit und Freiheit, an konkreter Kultur-, Jugend- und Sozialarbeit aktiv beteiligen. In den Mittelpunkt trat das Eintreten für Menschenwürde und Menschenrechte, für ein freies und tolerantes Miteinander und für eine säkulare humanistische Lebensart. 

 

Nach 56jähriger Unterbrechung – nach dem Verbot der Freidenkerorganisationen durch die Nazis 1933 und dann ihrer Nichtwiederzulassung in der SBZ und in der DDR – haben wir uns am Ende der DDR neu gegründet. Wir  suchten nach neuen Wegen und wollten ein freies Denken entwickeln, das keiner Partei und dem Staat untertan ist. Für eine demokratische Gesellschaft und Weltanschauungsfreiheit haben wir uns im Altkreis Nauen und 1990 ebenfalls im Altkreis Rathenow zusammen gefunden. Wir engagierten uns zunehmend für eine weltliche Fest- und Feierkultur und für ein neues Bildungsverständnis, in der Sozialarbeit und freien Kinder- und Jugendhilfe und in ethischen und philosophischen Diskussionen. Seit 1993 haben wir nun eine einheitliche freie Weltanschauungsgemeinschaft im Landkreis Havelland, den Humanistischen Freidenkerbund Havelland e.V.. 

 

Notwendig ist auch unser aktiver demokratischer Einsatz für Frieden, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und den kulturvollen Umgang mit Andersdenkenden und Andersseienden, gegen Gewalt, Rassismus, Extremismus und Fremdenfeindlichkeit, gegen Fanatismus und Fundamentalismus.

 

Ein weltlicher Humanismus, das Toleranzgebot und ein freies Denken ohne Tabus, Dogmen und Vorurteile stehen bei uns im Vordergrund und stellen unsere weltanschaulichen und kulturellen Grundlagen dar. Wir treten aktiv dafür ein, dass keine religiöse oder weltanschauliche Gemeinschaft die alleinige Wahrheit oder ein ethisches Wertemonopol für sich beansprucht und daraus Privilegien ableitet, sondern dass auch die konfessionell nicht gebundenen Menschen mit allen anderen gleichbehandelt sind. Voraussetzungen sind dafür der weltanschaulich neutrale und demokratische Staat sowie der mündige, aufgeklärte und sozial aktive Bürger.  

 

Daraus leiten sich für uns ebenfalls die humanistischen Motivationen für unser Engagement für Kinder und Jugendliche bei deren Suche nach dem eigenen Lebensweg und für unseren Einsatz für die sozial Schwachen, die geflüchteten und asylsuchenden Menschen, die Bedürftigen und anderen mit sozialen und sozialpsychologischen Problemen beladenen und hilfesuchenden Menschen ab. Gewiss haben wir nicht nur Erfolge in unserer dreißigjährigen Arbeit zu verzeichnen. Jedoch die gute Anerkennung, die deutliche und nachhaltige Resonanz bei den Menschen und die Förderung unserer gemeinnützigen Tätigkeiten sind das ehrliche Ergebnis von Redlichkeit, Beharrlichkeit, Fleiß und solidarischer Aktivität im HFH.

 

Wichtiges Anliegen unseres Verbandes ist es weiterhin, eine freie Jugendarbeit zu entwickeln und die humanistischen Jugendfeiern, die in der über 170jährigen Tradition der Jugendweihe in Deutschland verwurzelt sind, erfolgreich fortzuführen. Die durch uns seit 1991 gestalteten Jugendfeiern sind zu dem bedeutsamsten Kulturfaktor unserer Freidenkerarbeit im Havelland geworden. Seitdem haben im Havelland über 21.000 Jugendliche mit etwa 170.000 Gästen an unseren Humanistischen Jugendfeiern aktiv teilgenommen. Jugendklubs, Jugendsozialarbeit, Schulsozialarbeit, Jugendschutz, mobile Jugendarbeit/ Streetwork, Jugendbildung und -freizeiten, internationale Jugendaustauschprogramme (z.B. mit unseren Freunden in Indien) sind feste Bestandteile unserer Jugendarbeit. Besonders erfreulich ist es, dass wir in unserem Verband engagierte junge Leute haben, die Spaß haben können und eine fröhliche und sinnvolle Freizeit und freie Bildung mit uns gestalten. 

 

Wir bieten neben den Jugendfeiern ebenfalls an, humanistische Namensfeiern und humanistische Eheschließungen bzw. weltliche Trauungen sowie eine würdige Trauerkultur zu gestalten. Damit wollen wir lebensbegleitend konfessionell nicht gebundenen Menschen Möglichkeiten geben, die Feiern im Lebenskreis würdig und im Sinne einer weltlichen Fest- und Feierkultur zu erleben.

 

Auch unser bildungspolitisches Engagement bleibt von Bedeutung. Dazu gehören seit 1993 unsere Unterstützung des werteorientierenden integrativen Schulfaches LER in Brandenburg sowie seit 2007 die Gestaltung eines eigenen freiwilligen Faches „Humanistische Lebenskunde“ im Rahmen des Humanistischen Verbandes in Berlin-Brandenburg. 

 

Besonderes Augenmerk hat unsere Arbeit tätiger Humanität für sozial Schwache in der Gesellschaft. Daher haben wir uns für Suppenküche, Kleiderkammern, Frauenselbsthilfe, Flüchtlingshilfe, die Nauener Tafel und die Falkenseer Tafel erfolgreich engagiert. Kleiderkammern, Möbelbörse und Tafeln gehörten und gehören zu den wichtigsten Standbeinen unserer sozialen Arbeit für die wirtschaftlich Schwachen und Hilfsbedürftigen. Dafür Danke an alle Unterstützer und die Mitstreiter, die über viele Stunden selbstlos halfen und helfen. Tätige Humanität und Solidarität sind für uns keine leeren Worte, sondern wesentliche Gründe für unsere Sozialarbeit. 

Und seit 2014 haben wir zivilgesellschaftliche Aktivitäten für Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber im Havelland unterstützt und aktiv mitgestaltet.

 

Wir sind weiterhin dem Freien Denken und einer humanistischen Lebensart verpflichtet und treten für ein offenes und friedliches menschliches Miteinander ein.

 

 

Dr. Volker Mueller

Vorsitzender des HFH